Hab mehr Spaß im Teilzeit-Job!!
Gibst Du mehr als 100 Prozent?
Das machen wir Frauen doch am liebsten: mindestens 100 Prozent geben – sei es im Job oder im Privatleben. Doch sobald ein Kind geboren wird, lässt sich ein Vollzeitjob oft nicht mehr leben. Man reduziert die Stunden. Oder Du steigst nach einer Babypause wieder in einen Job ein – in eine Teilzeitstelle. Oder Dich führen andere familiäre Umstände – wie zum Beispiel die Pflege von Angehörigen – dazu, Dich für einen Teilzeit-Job zu entscheiden. Oder Du möchtest noch anderen Beschäftigungen nachgehen, als nur in Deiner Firma zu arbeiten … Kurz: Es gibt viele Gründe, nicht Vollzeit sondern Teilzeit zu arbeiten.
Die Anzahl der Männer, die in Teilzeit arbeiten, ist übrigens nach wie vor gering. Oft sind es die Frauen, die aus Liebe zur Familie beruflich zurückstecken.
Hast Du Deine Stunden bereits reduziert oder denkst Du zumindest darüber nach? Dann kommen Dir sicherlich auch die einen oder anderen Zweifel in den Sinn. Denn noch immer stehen viele Unternehmen Teilzeitkräften kritisch gegenüber – völlig zu Unrecht. In diesem Beitrag zeige ich Dir, wie Du Deinem/r Chef/in beweisen kannst, dass Vorurteile nichts anderes als das sind – nämlich Vorurteile. Hier liefere ich Dir die wichtigsten Argumente:
1. Arbeiten Teilzeitkräfte effizienter?
Wer weniger Stunden am Tag arbeitet, vernachlässigt seinen Job? Ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Studien zeigen, dass Teilzeitkräfte höchst effektiv arbeiten und im zeitlichen Vergleich sogar mehr als Vollzeitbeschäftigte erledigen. Der Grund dafür: Die Stundenreduzierung motiviert dazu, Aufgaben schneller und konzentrierter zu bearbeiten. Schließlich ist kein Mensch in der Lage, acht Stunden am Stück durchzuarbeiten. Hier eine Kaffeepause, dort ein ausgiebiges Gespräch mit Kollegen – schon schmelzen die Stunden dahin. Natürlich ist sozialer Kontakt mit Kollegen auch für Teilzeitkräfte wichtig, doch im Schnitt machen Teilzeitkräfte weniger Pausen und arbeiten zügiger – ein Hoch auf die Effizienz von Teilzeitkräften. Das sollte auch Dein Chef wissen 😉 !
2. Sind Teilzeitkräfte flexibler?
Teilzeitkräfte sind nur dann unflexibel, wenn man sie so behandelt. In Zeiten der Digitalisierung gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Ausgestaltung eines Halbtagsjobs. Wer sagt, dass Du jeden Tag vier Stunden im Büro arbeiten musst? Je nachdem, wie viele Wochenstunden du arbeitest – zum Beispiel 20, 25 oder 30 -, kannst Du vorschlagen, einen Teil davon im Home-Office zu leisten. Während unserer Corona-Zeit haben viele von uns gelernt, dass das möglich ist.
Mit einem Mix aus Home Office und Büroanwesenheit stehst Du Deinem Unternehmen flexibel zur Verfügung und hast die Möglichkeit, auch außerhalb der klassischen Bürozeiten effektiv zu sein. Auf der Website des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales kannst Du verschiedene Teilzeit-Modelle kennenlernen.
3. Können Teilzeitkräfte auch spannende Projekte bekommen?
Auch in einem Teilzeit-Job möchtest Du erfolgreich sein. Wir kennen das Problem: Viele Teilzeitkräfte werden einfach auf das „Abstellgleis“ gestellt. Sie bekommen Tätigkeiten…
… zugewiesen, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen. Weil der Chef oder die Chefin Teilzeitkräften nicht zutraut, dass diese auch anpruchsvolle Projekte beherrschen können. Das Ergebnis ist dann oft: Du fühlst Dich unterfordert und hast das Gefühl, beruflich nicht weiter zu kommen.
Was ist dann wichtig?
Suche das Gespräch mit Deiner/m Chef /in. Möchtest Du in Zukunft an interessanteren Projekten arbeiten, ist es an der Zeit, Werbung für Dich zu machen. Zeige Deinem Chef auf, mit welchen Fähigkeiten und Ideen Du das Team bereichern kannst. Dein/e Chef/in meint, das Projekt sei nichts für Dich, da es rund um die Uhr betreut werden muss? Kein Problem, Du sprichst Dich mit Deinen Kollegen ab und legst notfalls eine Extraschicht im Home-Office ein. So beweist Du dem Team und Deinen Vorgesetzten, dass Du flexibel bist und Dich für das Unternehmen einsetzt – zwar „nur“ in Teilzeit, aber dafür mit vollem Herzblut.
4. Wie schaffen Teilzeitkräfte ihre Arbeit?
Natürlich bekommt eine Halbtagskraft weniger Arbeit zugewiesen als Kollegen, die Vollzeit arbeiten. Doch das bedeutet nicht, dass Du Deine Aufgaben nicht selbständig erledigen kannst. Du bist für Deinen Arbeitsbereich verantwortlich – das solltest Du auch gegenüber Kollegen klarstellen. Klassischen Sätze wie „Ich mache das für Dich, Du hast ja gleich Feierabend“ trittst Du freundlich, aber bestimmt entgegen. So zeigst Du Deiner/m Chef/in, dass Du Deine Arbeit auch in Teilzeit mit Bravur meisterst und andere Kollegen keine Extra-Schicht für Dich einlegen müssen.
5. Hast Du als Teilzeitkraft ein schlechtes Gewissen?
Ich empfehle Dir auch, Dir selbst klar zu werden, wie Du über Teilzeit denkst. Stehst Du wirklich zu Deinem Entschluss, Teilzeit arbeiten zu wollen?
Oder hast Du insgeheim ein schlechtes Gewissen, ein mulmiges Gefühl?
Lege dieses Gefühl ab. Ohne Wenn und Aber. Stehe zu Deiner Entscheidung. Schließlich bedeutet Teilzeit ja auch Teil-Gehalt. Also, Schluss mit dem „schlechtem Gewissen“ und dem mulmigen Gefühl. Wenn Du dafür einen kleinen „Mehr-Selbstvertrauen-Kurs“ möchtest, sieh hier nach!
Ich weiß, dass besonders Frauen häufig ein schlechtes Gewissen haben, ein diffuses Gefühl, dass das, was Frau macht, nicht richtig okay ist. Deshalb hier mein Tipp gegen Dein schlechtes Gewissen: Frage Dich, was Du einer Freundin oder einer Bekannten oder einer Kollegin in Deiner Lage empfehlen würdest. Versuche in eine andere Rolle zu schlüpfen … so kannst Du Dich ein bisschen von Dir selbst distanzieren. Und aus der Distanz kann man besser urteilen.
Wenn Du zu Deiner Entscheidung zu 100 % stehst, strahlst Du das auch aus. Und am besten suchst Du Dir eine/n Chef/in, die Deine Entscheidung zur Teilzeit mitträgt und Dich unterstützt.
6. Sind Teilzeitkräfte ein bisschen faul?
Das ist ein Vorurteil, das sich hartnäckig hält. Teilzeitkräfte möchten lieber weniger arbeiten.
Doch Du und ich wissen, dass es wohl kaum eine Frau gibt, die ihre Stunden aus Faulheit reduziert. Im Gegenteil: Oft sind Menschen mit Halbtagsjob besonders fleißig. Denn wenn sie die Firma verlassen, heißt es noch lange nicht „Feierabend“. Wer Kinder hat, muss sich nach der Arbeit um die Kleinen kümmern – spielen, Essen kochen, reden, bei den Hausaufgaben helfen und vieles mehr. Hinzu kommt der Haushalt – hier leisten Frauen noch immer den Großteil der Arbeit.
Eine Verschnaufpause gönnen sich die meisten erst abends, wenn sie erschöpft ins Bett fallen. Wer seine Stunden reduziert, um Angehörige zu pflegen, leistet ebenfalls emotional und körperlich anstrengende Arbeit.
Es ist wichtig, dass Du sowohl Deiner Führungskraft als auch Deinen Kollegen klarmachst, warum Du Teilzeit arbeitest. Erzähle ihnen ruhig von Deinem Tagesablauf – das wird die meisten zum Nachdenken und zu mehr Verständnis bringen.
7. Kann ich als Teilzeitkraft eine Führungsaufgabe übernehmen? Aber ja!
Bislang hieß es häufig: „Wer hohe berufliche Ziele hat, kann nicht in Teilzeit arbeiten“ Doch unsere Jobs und unsere Arbeitsbedingungen ändern sich zur Zeit rasant. Wir haben viele offene Stellen im Land, in zahlreichen Branchen herrscht Fachkräftemangel. Und der Anteil an Teilzeitkräften, die als Führungskraft arbeiten, nimmt zu ( vielleicht interessieren Dich positive Beispiele? In diesem Wirtschaftswoche-Artikel wirst Du fündig. )
Sicherlich ist es problematisch, als Führungskraft weniger als 50 Prozent zu arbeiten, dafür sind Verantwortung und Aufgabenbereich schlichtweg zu groß. Doch auch leitende Positionen sind durchaus für Teilzeit geeignet. Wichtig hierfür: Du brauchst ein Team, dem Du zu 100 Prozent vertraust. Wer als Führungskraft einen Teilzeit-Job ausübt, darf keine Hemmungen haben, Aufgaben zu delegieren. Du musst nicht alles selbst erledigen – viele Tätigkeiten können auch Deine Mitarbeiter übernehmen. Das schafft Motivation auf beiden Seiten und sorgt dafür, dass Ihr als Team immer besser zusammenarbeitet. (Hier noch hilfreiche Links über „Teilzeit-Chefs, volle Kraft mit 70 Prozent„, „Führungskraft in Teilzeit .
Von Führungskräften wird oft eine höhere Flexibilität erwartet. So kann es zum Beispiel sein, dass Deine Arbeitszeit variiert – vielleicht arbeitest Du in der Regel morgens, dafür an einem anderen Tag nachmittags, wenn ein Meeting ansteht. Zeige Deinem Chef, dass Du durchaus bereit bist, auch nach Feierabend in dringenden Fällen telefonisch oder per Mail erreichbar zu sein. Ein weiteres Stichwort: Home-Office. Manche Arbeiten kannst Du bequem von zu Hause erledigen und erzielst damit eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie – trotz Führungsposition.
Muss die leitende Stelle zwingend mit einer Vollzeitkraft besetzt werden, könntest Du Dir die Arbeit per Job-Sharing – das heißt mit einem Partner, der ebenfalls seine Arbeitszeit reduzieren möchte -, teilen. Ich verfolge die Debatte seit vielen Jahren. Und ich habe den Eindruck, dass sich in diese Richtung jetzt echt was tut. Bei Google zum Beispiel teilen sich Birgit Ahlers und Alexandra Großkurth einen interessanten und anspruchsvollen Job. Über die beiden und ihr „Job-Sharing-Tandem“ kannst Du hier lesen.
8. Wie bekomme ich als Teilzeitkraft anspruchsvolle Aufgaben?
Selbst die besten Chefinnen und Chefs können keine Gedanken lesen. Deshalb heißt es: Rücke Dich in den Vordergrund und geh in die Offensive. Es liegt ein spannendes Projekt an? Dann zeig Dein Interesse und erkläre, warum Du das Team bereichern würdest. Du möchtest eine bessere Position im Unternehmen erhalten, vielleicht sogar eine leitende? Auch als Teilzeitkraft ist es wichtig, sich beruflich weiterzubilden. Wer nicht stehen bleiben möchte, muss zumindest kleine Schritte machen. Vielleicht gibt es Fortbildungen oder Seminare, die für Dich relevant sind und Deine beruflichen Fähigkeiten erweitern. Die Teilnahme an Weiterbildungskursen ist bei Führungskräften gern gesehen und zeigt, dass Dir Dein Beruf am Herzen liegt, auch wenn Du ihn in Teilzeit ausübst. Denk daran: Als Teilzeitkraft stehen Dir immer alle Türen offen. Vielleicht ist Dein Weg zum Erfolg mit etwas mehr Widerstand verbunden, doch das macht Dich nur stärker. Ein Halbtagsjob ist nur dann ein Hindernis, wenn man ihn als eines behandelt – mach das Gegenteil und Du wirst erfolgreich sein!
Schließlich kommt es darauf an, dass Du Deinen Job gut hinkriegst, und das kannst Du hier lernen.
Was denkst Du über Teilzeit oder die neuen Job-Tandems für Führungskräfte? Wie geht es Dir in Deiner Teilzeitstelle? Schenk mir Deinen Kommentar, ich freu mich!!