Du möchtest einen neuen Job?
Die Studienlage ist klar: Mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer hätte gern einen neuen Job. Das hat verschiedene Gründe: die einen möchten ein höheres Gehalt, andere sind sehr unzufrieden mit dem Führungsverhalten ihrer Chefin oder des Chefs oder leiden unter einer unangenehmen Unternehmenskultur (ein Beispiel: die Kommunikation und das Miteinander im Unternehmen stimmen nicht).
Die gute Nachricht: Die Chancen, einen neuen Job zu finden, sind prima! Wir haben einen relativ robusten Arbeitsmarkt und in sehr vielen Branchen werden neue Arbeitskräfte gesucht.
Was ist zu tun?
Eine professionelle Bewerbung muss her!
Mit einer professionellen und überzeugenden Bewerbung zeigst Du gleich, dass Du gut kommunizieren kannst. (Und Kommunikationsfähigkeit ist heute in vielen Branchen einer der wichtigsten Skills.)
In der Regel besteht eine gute Bewerbung aus diesen Bestandteilen:
- ein Anschreiben
- ein Lebenslauf und ein Foto
- Zeugnisse (Schul-/Hochschul-Zeugnisse und Ausbildungszeugnisse, Arbeitszeugnisse und Weiterbildungszeugnisse).
Hier beschreibe ich nun das allgemeine Vorgehen. Sobald Du eine bestimmte Stelle im Auge hast, zum Beispiel eine konkrete Stellenausschreibung, passt Du das Anschreiben und den Lebenslauf bitte immer auf die konkrete Stelle an.
Los geht’s:
Wie kannst Du beginnen?
Nimm Dir auf jeden Fall Zeit!
Und dann? Ich empfehle Dir, mit den Zeugnissen zu beginnen. Suche sie alle zusammen und ordne sie „anti-chronologisch“. Das heißt: ganz unten legst Du Dein ältestes Zeugnis, dann werden die Zeugnisse immer aktueller – bis ganz oben das aktuellste seinen Platz findet. Packe alle Zeugnisse in eine kleine Mappe. Wenn Du die Zeugnisse digital vorliegen hast, dann legst Du Dir dafür am besten einen eigenen Zeugnisordner an.
Übrigens: Falls Du in einer Personalabteilung tätig bist oder eine eigene Firma hast, habe ich noch einen Tipp für Dich: Mit der Software von Haufe lassen sich sehr einfach stimmige und rechtssichere Zeugnisse erstellen. (Das Beste: Du kannst sie für 4 Wochen kostenlos testen und erst dann entscheiden, ob sie das richtige für Dich/Deine Abteilung/Deine Firma ist.)
Das Herzstück der Bewerbung:
Dein Lebenslauf!
Mit Deinem Lebenslauf zeigst Du alles über Deine Qualifikationen und Deine Erfahrungen. Der Lebenslauf sollte nicht länger als 2 Seiten werden. Und er sollte übersichtlich und gut strukturiert sein, damit sich die Leser schnell einen Überblick über Dich verschaffen können.
Wenn Du einen Lebenslauf von früher hast, kannst Du ihn überarbeiten und aktuell ergänzen. Wenn Du „bei 0“ anfängst, also vor einem leeren Word-Dokument sitzt, zeige ich Dir hier alle Bestandteile, die in einem tabellarischen Lebenslauf auftauchen sollten, sieh Dir die Beispiele bitte an und halte Dich an diese Reihenfolge:
A. PERSÖNLICHE INFORMATIONEN UND KONTAKTDATEN
B. BERUFLICHER WERDEGANG
C. AUSBILDUNG
D. WEITERBILDUNG
E. KENNTNISSE UND KOMPETENZEN
F. PERSÖNLICHE INTERESSEN
Hier zeige ich Dir ein paar Beispiele zu jedem der 6 Punkte, die Beispiel-Texte schreibe ich – für mehr Übersicht – in kursiver Schriftart:
A. PERSÖNLICHE INFORMATIONEN UND KONTAKTDATEN
Mario Mustermann
Blütenstraße 1
10155 Berlin
Tel.: 00 000 000 00
Mail: mario.mustermann@gmx.com
Geboren: 01.01.1990 in Hannover
Familienstand: ledig, 2 Schulkinder
Staatsangehörigkeit: deutsch
B. BERUFLICHER WERDEGANG
Hier gehst Du wieder so vor, dass Deine aktuellste Beschäftigung als erstes kommt, gebe in Stichworten immer die wichtigsten Tätigkeiten an. Du kannst die Punkte auch mit bestimmten Projekten anreichern. Zum Beispiel:
- September 2019 – heute:
Werbetexterin in der Agentur XYZ AG- Erstellung von Präsentationen von Verkaufsdaten für Kunden der Firmen Siemens, Datev und Porsche
- Texten von Print-Flyern für Kunden aus der Lebensmittelbranche
Organisation von Firmen-Events, inklusive Kostenkontrolle - Newsletter-Marketing
… und so weiter. Schreibe Deine Tätigkeiten, vom ersten Praktikum/Job bis heute, am besten so, dass keine Lücke entsteht und die Leser Deine Laufbahn nachvollziehen können.
Wenn Du eine zeitliche „Lücke“ in Deiner beruflichen Laufbahn entdeckst, kannst Du sie in Worte fassen. Zum Beispiel: November 2014 – August 2019: Care-Arbeit für meine Familie mit 2 Kindern.
C. AUSBILDUNG
Beginne mit Deinen neuesten Ausbildungen und gehe dann zurück bis zur Schule, ein Beispiel:
- September 2011 – Juli 2014:
Bachelorstudium „Marketingmanagement“
Allensbach Hochschule, München
Vertiefung: E-Business Technologien und Konzepte
Abschlussarbeit: „Entwicklung und Einführung von E-Commerce-Systemen in deutschen Kleinunternehmen“ - September 2007 – Juli 2011:
Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau
BM.Cultura, Kreisstadt Bergheim, NRW- Planung, Durchführung und Nachbereitung von Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen
- Theorie und Praxis im Bereich Kunst-, Kultur- und Eventbetrieb
Abschlussarbeit: „Organisation und Durchführung eines Kinderkongresses für 300 Kinder in einer sozialen Einrichtung“. Abschlussnote: 2,3
… und so weiter, bis zu Deinem Schul-Besuch.
D. WEITERBILDUNG
Hier kannst Du aufzählen, welche Workshops, Sprachkurse etc. Du besucht hast, zum Beispiel:
- September 2016 – Oktober 2016:
Trainings und Co AG, Heidelberg: Interkulturelles Training
E. KENNTNISSE UND KOMPETENZEN
Unter diesem Gliederungspunkt stellst Du alles zusammen, was Du gut kannst und was für die neue Stelle wichtig sein kann. Ein Beispiel:
- Marketing
Umfassende Kenntnisse in Produktpolitik, Distribution, Preispolitik und Kommunikation - Sprachen
Deutsch: Muttersprache, Englisch: fließend in Wort und Schrift, Spanisch: Grundkenntnisse
- EDV-Kenntnisse
MS Office: sehr gut, Adobe Creative Suite: fortgeschritten, Contentmanagement: fortgeschritten, Final Cut: sehr gut
- Führerschein
Klasse B - Soziale Kompetenzen (Soft Skills)
Kommunikationsstark und interkulturell kompetent
sehr teamorientiert und hilfsbereit
besonders belastbar – auch unter Zeitdruck
Bei den Softskills würde ich maximal 3 bis 5 Punkte nennen.
E: PERSÖNLICHE INTERESSEN
Unter diesem Punkt kannst Du Deine Hobbys und private Interessen angeben. Bitte nicht zu viele, sonst denkt man vielleicht: „Kann sie/er überhaupt noch arbeiten bei diesen vielen Hobbys?“
Ein Beispiel:
Städtereisen
Yoga
Kochen (besonders nach Jamie Oliver)
Welche Schriftgröße und Schriftart solltest Du wählen?
Wenn Du den Schrifttyp „Calibri“ wählst, ist die Größe 11 – 12 Punkt für die normalen Texte angemessen.
Überschriften machst Du dann 14 – 16 Punkt groß. Überschriften, wichtige Worte und Textstellen Deiner Bewerbung kannst Du durch den Schriftschnitt „halbfett“ (mit F gekennzeichnet) hervorheben. Das sieht so aus 😊!
Eine andere gut geeignete und klassische Schriftart ist die Times New Roman, sie hat einen etwas konservativeren Charakter, ist in der Geschäftswelt durchaus üblich.
Benutze insgesamt nicht mehr als 2 verschiedene Schriftarten! Und lass die Hände von „schönen und verspielten“ Schriftarten. Sonst leidet die Lesbarkeit!
Soll ein Foto auf den Lebenslauf? Und wenn ja, welches?
Füge Deinem Lebenslauf auf jeden Fall ein Foto bei. Und meine Bitte: Lass Dein Bewerbungsfoto von einem Profi-Fotografen machen!! Denn er oder sie hat den Beruf jahrelang gelernt, weiß, welche Hintergründe geeignet sind (zurzeit ist es häufig ein Hintergrund in hellgrau), er/sie setzt Dich richtig in Szene und hat Tipps, wie Du noch entspannter und besser rüberkommst.
Denke daran, dass sich die Investition in Profi-Fotos schon deshalb lohnt, weil Du sie in Deinen Berufsnetzwerken (Xing, LinkedIn etc.) oder für die Website eines neuen Arbeitgebers verwenden kannst. Auf jeden Fall für die nächsten zwei, drei Jahre!
Auf dem Foto solltest Du professionell, seriös und auf jeden Fall sympathisch und freundlich ‚rüberkommen. Das heißt: bitte lächeln! (Mein Tipp: Wenn Du ins Objektiv des Fotografen siehst, stell Dir vor, dass dieses Objektiv ein liebendes Auge ist, das Dich ansieht 😊“).
Und was ziehst Du beim Fotografen an? Zeige mit Deinen Klamotten Respekt für die Stelle, die Du gerne haben möchtest, für die Personalabteilung, die sich mit Deiner Bewerbung beschäftigt, und für die Firma, bei der Du Dich bewerben möchtest. Zeige einfach, dass Du die Bewerbung ernst meinst!
Das heißt: mit einer hellen (weißen) Bluse bzw. Hemd und einem blauen Jackett machst Du schon mal alles richtig. Auch ein hellblaues Hemd/Bluse lässt jede/n kompetent wirken.
Ziehe Dich so an, dass Du professionell erscheinst. Das bedeutet natürlich auch: keine Sprüche, Worte oder Motive auf Hemd oder T-Shirt, zurückhaltender Schmuck, Make-up und Frisur.
Falls Du Dich in einer Kreativ-Branche bewerben möchtest, kannst Du Dich natürlich auffälliger zurechtmachen :).
Die „Königsdisziplin“: das Anschreiben
Du fragst Dich: Was soll ich alles in ein Anschreiben bei einer Bewerbung schreiben? Die Antwort: Es kommt ganz darauf an 😊. Und zwar auf die Stellenausschreibung. Mit dem Anschreiben hast Du die Möglichkeit, Dich persönlich vorzustellen und Deine Motivation für eine neue Stelle deutlich zu machen.
Ein Anschreiben sollte maximal eine DIN A4-Seite lang sein!
Start
Du schreibst ganz oben Deine Kontaktdaten, also Vor- und Nachname, Straße Postleitzahl, Stadt, Telefonnummer und Deine Mail-Adresse. Für diese Angaben brauchst Du etwa zwei Zeilen.
((( Apropos Mail-Adresse: Schnuffelmaus88@hotmail.de – so eine Adresse klingt nicht besonders seriös. Verwende bitte keine Spitznamen, kein Geburtsjahr! Viel besser ist es, eine Adresse mit Deinem Nachnamen, eventuell auch mit Deinem Vornamen, zu wählen, ein Beispiel: Max.Mustermann@zzz oder Martina.Musterfrau@sss oder nur den Nachnamen: Muster@zzz oder so etwas wie Tina@Mustermann.de )
Dann kommt die Anschrift der Firma, bei der Du Dich bewirbst. Bitte denke daran, dass auch bei einer Online-Bewerbung der Sitz der Firma in die Adresse gehört. Also Straßenname, Hausnummer, Postleitzahl und Stadt.
Muster GmbH
– Personalabteilung –
Herrn Fred Mustermann *
Musterstraße 123
12345 Musterstadt
*Oft wird bei einer Stellenausschreibung schon ein/e Ansprechpartner/in genannt. Wenn nicht, finde bitte heraus, wer in der Firma diese Stellenausschreibung bearbeitet. Manchmal findest Du die Person online heraus, manchmal kannst Du sie am Telefon erfragen. (Die Telefonnummer gibt es häufig im Impressum der Website).
Dann kommt der Betreff, also worum es bei Deinem Schreiben geht.
Hier wieder ein Beispiel:
BEWERBUNG ALS SACHBEARBEITERIN PERSONAL
Diese Zeile kannst Du in Großbuchstaben, „halbfett“ und 3 Punkt größer als den Normaltext schreiben.
Und jetzt geht es mit dem Anschreiben los:
Sehr geehrte Frau Muster,
sehr geehrtes Personal-Team, …
Du kannst Dein Anschreiben auf dieses Modell aufbauen:
- Warum in dieser Firma?
Zu Beginn schreibst Du über die Firma, die die Stelle anbietet. Zeige, dass Du Dich mit der Firma und ihrem Tun intensiv beschäftigt hast. Und dass Du weißt, welche Produkte oder Dienstleistungen sie anbietet, welche Werte und Ziele sie hat. Und was sie für Dich besonders macht.
(Ja, da ist ein bisschen Recherche-Arbeit nötig.)
Du kannst auch dazuschreiben, wie die Firma kommuniziert, zum Beispiel, was Dir an ihrer Website oder ihrem LinkedIn-Auftritt gefällt. - Warum diesen Job in der Firma?
In diesem Teil stellst Du dar, warum Du bei dieser Firma arbeiten möchtest, was Dich an dem ausgeschriebenen Job interessiert … eventuell dass Du ein „Vollblut-xxxx“ bist. Versuche, Deine Motivation echt und glaubwürdig darzustellen. - Warum ich?
a) Hier kannst Du Deine Fähigkeiten, Deine Kompetenzen, Deine „Hard Skills“, die verlangt werden, aufzeigen. Auch Deine bisherigen Tätigkeiten passen hier hinein: notiere das, was zu dem angestrebten Job passt und bei der neuen Stelle gefragt ist – überzeuge mit Deiner Erfahrung.
Denke dran, Deine Kompetenzen und Erfahrungen so nah wie möglich mit den Anforderungen des Unternehmens zusammenzubringen!
b) Dazu kommen einige persönliche Stärken bzw. Kompetenzen (Soft Skills), die wichtig für die Stelle sind. - Der Abschluss!
Jetzt kommen die Infos, die noch gefragt sind, z. B. nach frühest möglichem Eintrittsdatum, Gehaltsvorstellung, die Info, dass und wie Du für Rückfragen erreichbar bist und gerne zu einem Vorstellungsgespräch kommen möchtest.
Dann Verabschiedung, Grüße und eine Danksagung!!
Die Korrektur: Bitte lasse all‘ Deine Unterlagen noch von einem anderen Menschen genau durchlesen. Keine Rechtschreibfehler, keine Grammatikfehler, am besten: überhaupt keine Fehler 🙂 … !
Wenn Du Dich online bewirbst, packst Du Deine Unterlagen in ein PDF (ja, bitte nur in ein einziges !!, keinesfalls eine Zip-Datei)
oder ein Docx-Format. Je nachdem, was vom Unternehmen verlangt wird. Und beschrifte das Dokument übersichtlich, hier ein Beispiel: Maxi_Mustermann_Bewerbungsunterlagen_August2024.pdf.
Last Check
So sollte die Reihenfolge Deiner Unterlagen in dem Dokument aussehen:
1. das Anschreiben (auch wenn kein Anschreiben gefragt ist, kannst Du eines anfertigen und dazulegen)
2. Dein Lebenslauf mit Deinem sympathischen Foto
3. Deine Zeugnisse (bitte nimm nicht jedes beliebige Zeugnis in Deine Sammlung auf. Auch wenn Du besonders stolz auf den Profi-Kochkurs in Paris bist und die entsprechende Urkunde bildschön ist. Wer zum Beispiel Sachbearbeiter in der Autozulieferbranche werden will, kann mit der Pariser Urkunde in den seltensten Fällen punkten 🙂 ).
That’s it!
Nun wünsche ich Dir viel Glück und Erfolg für Deine Bewerbung.
Schreibe mir gern in die Kommentare, wenn Du noch Fragen hast. Oder wenn Dir ein Thema am Herzen liegt, das ich bearbeiten sollte! Ich bin für Dich auch immer erreichbar unter: andrea@mutig-werden.de