Bewunderst Du andere Menschen im Fernsehen, in Zeitschriften, auf Youtube, Facebook oder Insta? Du fragst Dich, wie sie es schaffen, so viel Selbstvertrauen auszustrahlen?
Lass Dich nicht täuschen: Sich selbstverständlich und cool an der Öffentlichkeit zu bewegen, heißt nicht, dass diese Menschen auch wirklich Selbstvertrauen haben. Oft sehen wir in den Medien vor allem eines: eine große Show!
Und wir fragen uns: Wie komme ich nun wirklich zu mehr Selbstvertrauen?
Meine gute Nachricht: mehr Selbstvertrauen kannst Du lernen. Ich verrate Dir 8 Geheimnisse, wie das am besten geht!
Denn ich habe ein wunderbares Buch gelesen: „Zuversicht, sich selbst vertrauen“, von dem französischen Philosophen (und Lehrer) Charles Pepin. Und seine Erkenntnisse bringen uns wirklich weiter!! Here we go:
1. Geheimnis: Arbeite mit den Händen
Jahrtausende lang haben Menschen von ihrem Handwerk gelebt. Da gab es den Schuhmacher, der Leder mit seinen Händen in Schuhwerk verwandelte. Und die Bauern, die Vieh hielten und Feldfrüchte säten, pflegten und ernteten.
Oder auch Töpfer, die aus einem Klumpen feuchten Ton Schalen und Tassen fabrizierten. Dieses schöne Gefühl, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen, ist uns heute oft verloren gegangen. Im Büro hantieren wir mit Excel-Dateien und – noch schlimmer – sehen oft das Ergebnis unserer Arbeit nicht. Wir werden nach abstrakten Zwischenzielen bewertet und verlieren manchmal den Sinn unseres Handelns und das Vertrauen in unser Tun aus den Augen.
Uns fehlen die einfachen und beruhigenden Gesten, die wir mit unseren Händen verrichten.
Was tun? Am besten Holz hacken und/oder draußen ein Feuer machen. Oder konzentriert ein Brot backen. Oder etwas Kaputtgegangenes reparieren. Oder Strümpfe stopfen oder einen Schal stricken. Einen Töpferkurs besuchen (hier ein schöner Tipp für Nürnberg.
Hauptsache, Du tust etwas mit Deinen Händen, diesen großartigen „Kunstwerkern“ unseres Körpers, gesteuert von unserem super Gehirn. Du kannst sicher sein: Die Arbeit mit den Händen stärkt Dein Vertrauen in Dich und Dein Tun.
Übrigens: Schon Aristoteles fand, dass die menschlichen Hände „das Werkzeug aller Werkzeuge“ sind. Und viele Jahrhunderte später schreibt Kant: „Die Hände sind das Werkzeug des Geistes.“
2. Geheimnis: Handle!
Zweifel, Grübeleien, Bedenken, Schuldgefühle aus der Vergangenheit, Angst vor der Zukunft. Wenn Du Dich in solchen Gedankenschleifen befindest, sage ganz bewusst „Stopp!“ und unternimm etwas. Denn Zweifel und Grübeleien lähmen uns. Wenn Du aber etwas unternimmst, hörst Du auf zu grübeln und Du hörst auf, Dich durch Deine Grübeleien zu schwächen. (Und Du tust auch noch etwas für die Verbesserung Deines Mindsets.)
Was genau Du tust, ist übrigens nicht von sehr großer Bedeutung. Hauptsache, Du handelst. Gerne auch auf bescheidene Art. Tue also etwas, was Du schon kannst. Ins Kino gehen, zum Beispiel. Oder einen Spaziergang machen. Oder jetzt den Kühlschrank säubern. Und was immer Du nun tust: Tu es mit großer Konzentration!
Ich selbst habe das erst lernen müssen. Lange Zeit fand ich Aufgaben wie Saubermachen, Betten machen, Kochen, mit dem Besen kehren – sinnlos und lästig. Doch dann habe ich mich mit Klosterwissen beschäftigt. Dort werden diese handwerklichen Arbeiten genauso wertgeschätzt wie geistige Aufgaben. Stimmt: Ein Essen zuzubereiten ist ja wirklich „lebens“wichtig. Unsere Umgebung zu säubern, ist auch notwendig. Und wer mal einen japanischen Mönch den Hof kehren hat sehen, lernt: Das ist pure Meditation. Genau das Richtige, um „runterkommen“, um sich zu sammeln, um konzentriert zu werden.
3. Geheimnis: Vermeide den Vergleich!
Social networking, also bei Facebook, Insta und Pinterest ständig nachzusehen, was „andere“ alles Tolles machen, ist Gift für Dein Selbstvertrauen. Angenommen, Du sitzt am Samstag Nachmittag gelangweilt auf Deinem Sofa und siehst Dir an, was Deine „Social Freunde“ posten. Welcher Eindruck wird Dir vermittelt? Dass alle, ALLE, etwas Besseres tun als Du. Einer postet den Sonnenuntergang am Starnberger See, die andere ihren tollen Kindergeburtstag, der Nächste ist in Köln und lässt es sich gutgehen … nur man selbst ist jetzt ein „Langweiler“, der nix anderes zu tun hat als auf dem Sofa zu sitzen. Aber denke dran: Wer gelangweilt oder müde auf dem Sofa sitzt, fotografiert sich nicht. Es werden – ausschließlich – Höhepunkte gepostet. Und wenn wir 10, 20 Posts ansehen, wie toll andere ihr Leben gestalten, macht das nicht unbedingt glücklich. Wenn Du wirklich etwas vergleichen willst, blicke auf Deinen eigenen Weg. Bist Du in den letzten Wochen unde Monaten vorangekommen? Im letzten Jahr? Auf Deinem Weg?
4. Geheimnis: Wage mehr Vertrauen!
Wenn wir geboren werden, ist klar, dass wir nichts allein können. Wir müssen genährt werden, gesäubert, angezogen, geliebt und verwöhnt. Wir können nichts selbst und wir brauchen andere – für alles. Wenn unsere ersten Bezugspersonen gut zu uns sind, schützend und liebevoll, werden wir „innere Sicherheit“ gewinnen.
Als Erwachsener können wir dieses „Urvertrauen“ immer wieder aktualisieren. Oder, wenn wir diese innere Sicherheit nicht entfalten konnten, können wir ihren Mangel dadurch ausgleichen, dass wir gute Beziehungen zu fürsorglichen Menschen pflegen. Das können Freunde sein, Lehrerinnen und Lehrer, Kollegen …, eben Menschen, denen Du vertrauen möchtest.
Fachleute meinen, dass ein Mangel an Selbstvertrauen im Wesentlichen ein Mangel an Vertrauen in die menschliche Beziehung ist.
Beginne am besten damit, anderen einen „Vertrauensvorschuss“ zu gewähren. Sei Du der erste, der dem anderen vertraut. (Der/Die, der zuerst vertraut, ist übrigens der Stärkere. Schönes Gefühl, oder?)
5. Geheimnis: Stoppe den Kontroll-Freak in Dir!
Auch der Mensch, der anderen vertraut, kann nicht alle Ungewissheiten löschen. Das ist unmöglich, denn das Leben ist einfach unberechenbar.
Schon vor mehr als 2000 Jahren haben uns Griechen …
… und Römer darauf hingewiesen, dass wir etwas ganz Wichtiges im Leben lernen müssen: das Ungewisse zu lieben und trotzdem zu vertrauen.
Das Ungewisse lieben zu lernen heißt auch: die Kunst der Entscheidung. Denn trotz aller rationalen Argumente bleibt bei jeder Entscheidung, die wir treffen, ein Rest an Unsicherheit.
Also: Selbstvertrauen bedeutet auch, der verbleibenden Unsicherheit zuzustimmen, sie anzunehmen.
6. Geheimnis: Suche Dir Vorbilder!
Selbstvertrauen ist männlich. Waaaas, fragst Du jetzt? Doch es stimmt. Studien zeigen, dass sich Frauen auf eine Stellenanzeige erst dann … (gleich geht der Text weiter)…
…bewerben, wenn sie über mehr als 100 Prozent der geforderten Kompetenzen und Abschlüsse verfügen.
Und Männer? Bewerben sich schon, wenn sie 70 % abdecken.
Lehrer*innen berichten mir, dass das auch kein Wunder ist. Denn in der Schule werden fast ständig die Werke und Taten „großer Männer“ gelehrt und zitiert. Literatur, Geschichte, Philosophie, …. Alle Gebiete wurden in der Vergangenheit von Männern dominiert. Da ist es nicht schlecht, sich nach „großen Frauen“ umzusehen. Vorbilder wie Serena Williams statt Roger Federer, Madonna statt Bowie, George Sand statt Flaubert.
Lese-Tipp: Hier schreibt meine Kollegin Marcia Scharf über ihre Vorbilder. Und auf dem Schweizer Portal „www.watson.ch“ kannst Du Dir Deine Vorbilder aus 148 Kurz-Biographien suchen.
Geheimnis 7: Erinnere Dich an die Urkraft des Lebens und vertraue ins Leben
Manchmal sehen wir Menschen, die viel Selbstvertrauen ausstrahlen – ob Chefinnen, Piloten oder Sport-Champions. Bei ihnen können wir nachvollziehen, dass sie Kompetenz und Meisterschaft durch ihr Tun entwickelt haben. Sie sind sich ihres Könnens und Wissens sicher. Sie vertrauen in sich selbst und in ihre Kenntnisse.
Doch auch sie sind nicht einfach mit viel Selbstvertrauen geboren. Auch bei ihnen war es irgendwann wichtig, etwas zu beginnen, etwas zu wagen. Und zwar mit dem Vertrauen, dass sie Erfolg haben werden, was auch immer passiert.
Dieses Vertrauen in „höhere Mächte“. Das Vertrauen in mehr als sich selbst. Manche nennen es Gott (Etty Hillesum) oder den Kosmos (die Stoiker), das Leben (Christian Bobin) oder die Lebenskraft (Bergson) … Ich denke, dass wir alle dieses ursprüngliche Gefühl haben. Oder wenigstens manchmal spüren. Wir wurden geboren, wir wurden dieser Welt anvertraut und wir leben noch.
8. Geheimnis: Die Verbindung zur Schönheit der Welt, der Natur
Hast Du das auch schon mal erlebt? Du bist voller Zweifel, Du fühlst Dich in einer Krise. Und dann ist man unterwegs, in der Stadt oder auf dem Land. Und plötzlich sieht man eine besondere Lichtstimmung, einen einzelnen Sonnenstrahl, eine schöne Wolkenformation. Und dieser Anblick hilft, seine Zweifel zu überwinden.
Warum? Ist es die Kraft der Natur, der Zauber der Elemente, das Bewusstsein, zu einem Ganzen zu gehören!
Es ist ein bisschen rätselhaft und es ist ein Mysterium, das bewahrt werden muss.
So komme ich zu dem Punkt, an dem ich vielen Coaching-Tipps im Internet misstraue, Tipps wie: „Ich finde mich großartig!“ „Programmiere Dich um, um Vertrauen zu gewinnen!“ etc. Doch wir Menschen sind keine Roboter, keine Software.
Deshalb vertraue ich auf eine sanftere Herangehensweise. Und ich empfehle Dir, dem Geheimnis des Lebens Respekt entgegenzubringen – und die anderen 7 Geheimnisse (siehe oben) zu kennen und anzuwenden.
Dein Spickzettel für mehr Selbstvertrauen:
- Tu etwas mit Deinen Händen
- Handle!
- Vermeide den Vergleich
- Wage mehr Vertrauen
- Stoppe den Kontroll-Freak in Dir
- Suche Dir Vorbilder
- Erinnere Dich an die Urkraft des Lebens und vertraue
- Verbinde Dich mit der Schönheit der Welt und der Natur
Was bringt Dir Selbstvertrauen? Hast Du den einen oder anderen Tipp oder ein Geheimnis schon ausprobiert? Dann schenke uns Deinen Kommentar, ich freue mich!
Andrea, was für ein fantastischer Artikel! Ich bin beflügelt – Merci – !
„Beflügelt“, wie schön liebe Anne!! Herzlichen Dank und habe eine schöne Woche, Andrea
Liebe Zauberfee,
wie hast Du nur all die schönen und wichtigen Dinge, die Du auch mit „sich Freude bereiten und Wege zum Glücklichsein“ betitelt hättest können,gefunden?
Besonders mochte ich die ‚Vorbilder suchen‘ und ‚Vertrauen wagen‘.
Ganz herzlichen Dank,
Deine Followerin Bina
Ganz herzlichen Dank für diesen berührenden schönen Kommentar!!
Bis bald, schöne Woche!
Als ich mir vor 15 Jahren für ein besseres und freieres Leben das Rauchen abgewöhnt habe, wurde mir an einem sehr kritischen Punkt bewusst: ich leide. Und: Das Leiden muss ich annehmen, durch es hindurch gehen. In der Hoffnung und dem Wissen, dass da Licht ist am Ende des Tunnels.
herzlich, Gabriele
Licht am Ende des Tunnels … genau, liebe Gabriele. Du bis ja richtig weise!!
Ich muss sagen, dass ich von Ihren Artikeln begeistert bin. Sie schreiben so schön und stellen die Themen sehr verständlich dar.
Ich bin auf dem Weg zum Selbstvertrauen.
Was mir hilft, ist nicht nur die Natur, wie Sie sagen, sondern auch motivierende Musik jeden Tag zu hören. Nach innen zu gehen und sich selbst zu finden. Die Gefühle so aufzuschreiben, dass man sie sehen kann. Ich habe auf der einen Seite Dinge, die ich machen möchte und auf der anderen Seite, was ich wert bin, wofür ich gut bin.
Positive Gedanken helfen mehr, das Selbstvertrauen zu stärken.
Vielen Dank.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Beste Grüße
Thomi
Hallo liebe Thomi, sehr sehr herzlichen Dank für Ihren bezaubernden Kommentar. Superschön, dass Sie die Artikel gerne lesen.
Ich wünsche Ihnen jede Menge Erfolg auf Ihrem Weg zu noch mehr Selbstvertrauen!
Dazu noch ein Buch-Tipp, https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1069293152, Nathaniel Branden zeigt uns schöne Übungen … Herzliche Grüße und schöne Weihnachten, herzlichst, Andrea
P.S.: Sorry, dass ich Deinen Kommentar so lange nicht beantwortet habe (ich war leider krank). Nun geht es wieder gut!!!
Das Ungewisse lieben und trotzdem vertrauen – wunderschön! Liebe Andrea, danke für diese Mut machenden Gedanken!